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Michael-Andreas Tänzer, Arne Homann, Jens Mastnak

»Unsere brave leute, so geblieben, werden
nirgends gedacht, noch die lebendige gerümbt.« –
Krieg als Mittel welfischer Politik

Im Jahr 2014 erinnerte das Land Niedersachsen mit der großen kulturhistorischen Ausstellung „Als die Royals aus Hannover kamen“ an das 300. Jubiläum der Personalunion zwischen Hannover und Großbritannien. An fünf Standorten wurden unterschiedliche Aspekte der Personalunion thematisiert. Unter dem Titel „Reif für die Insel – Das Haus Braunschweig-Lüneburg auf dem Weg nach London“ widmeten sich Ausstellung und Katalog des Bomann-Museums Celle der Vorgeschichte der Personalunion.

Der machtpolitische Aufstieg der Welfen 1714 gehört zu den bedeutendsten Ereignissen der Europäischen Geschichte und kam relativ plötzlich. 1648, am Ende des Dreißigjährigen Krieges, war das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg zersplittert und hatte stark an Einfluss und Bedeutung verloren. Rund 65 Jahre später stellte es eine europäische Größe dar, deren Herrscher die Königskrone Großbritanniens trugen. Diese Entwicklung wurde von den Welfen systematisch durch Heiraten, Kriege und Feste vorangetrieben. Sie organisierten ihren Staat neu und schufen damit auch finanziell die Basis für ihre Machtsteigerung.

Der mit zahlreichen Fotos von Stücken aus der Landesausstellung – zum Teil Leihgaben des Arbeitskreises Hannoversche Militärgeschichte – bebilderte Essay und die Bildbeschreibungen des anschließenden Katalogteils zeichnen ein Bild vom bewusst geplanten Einsatz welfischer Truppen auf sämtlichen Kriegsschauplätzen des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts zur Erreichung der politischen Ziele des Herrscherhauses. Bei den Kriegseinsätzen wurde aber auch das eigene Leben nicht geschont – Anlass steter Sorge der Kurfürstin Sophie von Hannover um Ehemann und Söhne. Der Essay schöpft besonders aus den Memoiren und Briefen der Kurfürstin, die bisher zur militärgeschichtlichen Forschung praktisch überhaupt nicht verwendet wurden.

Die vier Bände des opulenten Katalogs [...] bilden insgesamt so etwas wie ein Handbuch hannoverscher Geschichte vom späten 18. bis ins 19. Jahrhundert. [...] Der Band über die Celler Ausstellung – der Vorgeschichte der Personalunion im 18. Jahrhundert gewidmet – unterscheidet sich von den übrigen Bänden, indem er die Exponate in die Texte integriert und keinen abgetrennten Katalogteil aufweist. Die Ausstellungen und die Begleitkataloge legen ein überzeugendes Zeugnis ab von gut koordinierter Zusammenarbeit von Historikern und Museumsfachleuten. Die Publikation wird über die Zeit der Ausstellung hinaus bleibende Grundlage für jede weitere Beschäftigung mit der Geschichte Hannovers zwischen 1700 und 1840 sein. Heide Barmeyer: Ausstellungsrezension zu: Als die Royals aus Hannover kamen, 17.05.2014 - 05.10.2014 Hannover, in: H-Soz-Kult, 12.07.2014