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Während des siebenjährigen Krieges ... bewährten sich die hannoverschen Truppen, welche den Kern der sogenannten alliirten Armee bildeten, geführt von einem der edelsten Fürsten des welfischen Hauses — dem in der Schule Friedrichs des Großen gereiften General Herzog Ferdinand von Braunschweig und Lüneburg, einem nahen Verwandten des Königs Georg II. — im sechsjährigen Kampfe gegen Frankreichs übermächtige Heere in glänzendster Weise. Diese Feldzüge, welche den Ruhm der 1757 durch unverschuldete Schicksalsschläge gebeugten hannoverschen Truppen mit den Siegen von Crefeld und Minden und vielen anderen Waffenthaten durch ganz Europa trugen, waren eine Kriegsschulung, die der des Königs von Preußen nicht nachstand. ...

Wie in der preußischen Armee noch heute die Erinnerungen des 7jährigen Krieges lebendig fortwirken, so blieb auch der Ruhm des hannoversch-französischen Krieges in Hannover unvergessen. Nur zu bald sollten den Glanztagen schwere Prüfungen folgen; 1791 – 92 die unglücklichen Feldzüge der Alliirten gegen die französische Republik, in deren traurigem Verlaufe die Hannoveraner einer ganz besonders glänzenden Waffenthat sich rühmen konnten: des Ausfalls von Menin unter dem alten General von Hammerstein und seinem Stabschef, dem genialen Major Scharnhorst, jenem Hannoveraner, der, später in die preußische Armee übertretend, geistiger Schöpfer der allgemeinen Wehrpflicht, Organisator des Heeres ward und so die Erfolge von 1813 vorbereitete.

Durch die Niederlage Oesterreichs und Rußlands in der Dreikaiserschlacht von Austerlitz gelangte Napoleon December 1805 auf den Höhepunkt seiner Macht. ... England allein, durch seine insulare Lage der unmittelbaren Machtsphäre Napoleon entzogen, beugte sich nicht seinem Willen, und führte den Krieg erfolgreich fort. König Georg, Kurfürst von Hannover, vermochte zwar nicht sein von den Franzosen 1803 ohne Kriegserklärung überfallenes Stammland zu behaupten, ließ aber aus Bestandtheilen der kurfürstlichen Armee, welche ungerüstet und kaum 9000 Mann stark, in Folge der Convention von Artlenburg entwaffnet und aufgelöst war, durch freiwillige Werbung ein Truppencorps bilden, welches wie einst ihre Väter bei Minden und Crefeld jene unverschuldete Demüthigung bald wieder gut machte.

In England, als "des Königs deutsche Legion" formirt, trugen die Hannoveraner ihre ruhmreichen Fahnen auf der fernen pyrenäischen Halbinsel von Sieg zu Sieg; ihre Erfolge belebten die schwache Hoffnung der deutschen Patrioten auf endliche Befreiung vom schmählichen französischen Joche in einer Zeit neu, wo Preußen tief gedemüthigt und widerstandsunfähig, Oesterreich kriegsmüde und gebrochen war. ...

Des Königs Georg deutsche Legion stand in Spanien und Portugal unter Wellingtons Commando, und bildete nach dem endlichen Frieden, vereint mit den Neuformationen, die 1813 und 1815 im Kurfürstenthum ins Leben gerufen und bei der Göhrde wie in der Schlacht von Waterloo mit hervorragender Tapferkeit gefochten hatten, die Stammkörper der späteren königlich hannoverschen Armee. ...

Die Erfolge Wellingtons in Spanien lähmten Napoleons Kriegsführung in Deutschland und zwangen ihn, seine Kerntruppen und erprobtesten Generale dorthin zu schicken. Es bedürfte nicht der Erwähnung, daß somit das hannoversche Blut, welches in Spanien floß, auch für die Befreiung Deutschlands vergossen ward, wenn nicht neuerdings die Tendenz sich vielfach geltend machte, den hervorragenden Antheil, welchen die hannoverschen Waffen vor allen andern an dem großen Kampfe gegen die napoleonische Weltzwingherrschaft hatten, möglichst todtzuschweigen und von englischen Söldnern zu sprechen, ohne klar zu sagen, daß Hannovers tapfere Söhne so allein in alter Treue ihres Kurfürst-Königs Feldzeichen hoch halten konnten, da ganz Deutschland fränkischem Uebermuth sich gefügt hatte. ...

Daß unter Lord Wellington bei Waterloo mehr deutsche, holländische und belgische als englische Truppen fochten, und erstere hauptsächlich Hannoveraner und Braunschweiger waren, wird selten noch genügend betont. "Von Hannover sprechen wir nicht", ist, was Althannovers Ruhm und Ehre betrifft, neuerdings die stillschweigend gültige Regel geworden.

Dies rechtfertigt es, hier darauf hinzuweisen, daß sowohl durch die opfervollen Kämpfe auf der Peninsula, wie an der Göhrde und bei Waterloo Napoleons Weltherrschaft zuerst erschüttert und dann gebrochen und so mit Strömen hannoverschen Blutes die Königskrone des Landes glorreich erworben ward.

Zur Erinnerung an die Heldenthaten ihrer Stammkörper führten die meisten Truppentheile an ihren Feldzeichen und Kopfbedeckungen die Namen der Schlachten, in denen dieselben sich besonders ausgezeichnet hatten. Garde du Corps und Garde-Kürassiere "Peninsula", "Waterloo", "Garzia Hernandez". Garde-Husaren: "Peninsula", "Waterloo", "El Bodon". Königin Husaren: "Peninsula", "Barossa". Cambridge-Dragoner: "Peninsula", "Waterloo", "Göhrde". Kronprinz Dragoner: "Waterloo". Garde-Regiment: "Peninsula", "Waterloo". 2. 3. 4. 5. 6. 7. Infanterie-Regiment: "Waterloo". Garde-Jäger-Bataillon: "Peninsula", "Waterloo", "Venta del Pozo". 1. Jäger-Bataillon: "Waterloo". Ingenieur-Corps: "Peninsula", "Waterloo". Reitende Artillerie: "Waterloo", "Göhrde". Fuß-Artillerie: "Waterloo".